Am Wochenende bin ich immer wieder bei dem Wort „Demut“ hängen geblieben. Am Montag riss die Achillessehne meines rechten Beines beim Spaziergang mit dem Hund. Seit Dienstag Nachmittag trage ich einen dieser schicken Schuhe (s. Bild). Und ich habe eine Ahnung davon, warum ich bei dem Begriff Demut verweilte. Ich kann all das nicht mehr so machen, was ich bis dato als normal genommen habe. Ich brauchte heute für einen kurzen Einkauf eine Ewigkeit. Ich schwitzte aus allen Poren, obwohl ich mich nur ein paar hundert Meter bewegte. Ich darf meine Prioritäten im Moment neu setzen.

Was verbinde ich mit „Demut“?

Demut ist ein Begriff, den wir meist mit religiösen oder kirchlichen Zusammenhängen verbinden. Vor jemand anderen Demut zeigen. Demütig gegenüber dem Leben sein. Aber was meinen wir damit? Ist es das Gleiche, wie Dankbarkeit für das, was wir haben? Ich glaube, da gibt es doch einen Unterschied; Zum einen, nicht alles als „Normal“ zu nehmen. Nicht zu glauben, alles sei selbstverständlich. Letztendlich ist Leben immer ein Wunder. Wachstum und Entwicklung geschehen in vielen Bereichen ohne unser aktives gesteuertes Zutun. Umso mehr sollten wir dieses Wunder schätzen.

Zum anderen bedeutet Demut auch, dass ich nicht alles in der Hand habe. Es gibt viele Situationen, in denen ich wenig oder keinen Einfluss habe. Und diese Machtlosigkeit gilt es zu akzeptieren. Aber ich habe es in der Hand, wie ich damit umgehe.

Humor hilft

Natürlich ist die Situation mehr als bescheiden; Ich darf kein Auto fahren, kann den Hund nicht alleine auslasten, bin in vielen Dingen auf die Unterstützung anderer angewiesen. Aber das ist alles nicht das Ende. Ich mache eine extreme Übung in Sachen Demut, muss meine Prioritäten neu setzen und ich spüre, wie meine optimistische Einstellung mir hilft, neue Sichtweisen anzunehmen. „Wer weiß, wozu es gut ist?!“ Ich schmunzle über meine Ungeduld, habe heute, gezwungen durch meine Ausruhpausen, mit vielen fremden Menschen gesprochen. Nehme wahr, wie vielen Menschen es ähnlich geht, oder erfahre, dass ihnen in der Vergangenheit Ähnliches passiert ist. Lerne also durch Erfahrung. Und ich merke, dass ich mich auf mich verlassen kann. Auch Momente der Erschöpfung, des Zweifels gehören zum Leben, aber es sind nur Momente die vorüber gehen. Ich bin sicher, nach einem halben Jahr, wenn ich wieder ganz fit bin, werde ich vieles mit neuen Augen betrachten. Also entsteht durch den Unfall eine neue Welt, was für ein Reichtum!