Resilienz und Unternehmen, wo besteht da der Zusammenhang? Resilienz bezeichnet die Widerstandskraft von Organismen. Wie gut sie sich an veränderte Bedingungen anpassen können. Welche Überlebensstrategien sie im Laufe ihres Daseins entwickelt haben. Typische Schlagworte in diesem Zusammenhang sind Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Netzwerk, Ressourcen und innere Werte. Und da wird der Zusammenhang von Resilienz und Unternehmen direkt sichtbar. In der so genannten VUCA Welt, also einer Welt, die sich schnell verändert werden genau diese Eigenschaften immer notwendiger. Einer Welt, die für die Menschen Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit bedeutet. 

Resilienz im Unternehmen hat zwei Betrachtungswinkel, zum einen jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin an sich. Zum anderen die Rahmenbedingungen denen sich Produktion oder Dienstleistungen anpassen müssen. Unsicherheit darüber, welche Anforderungen an das eigene Unternehmen in der Zukunft gestellt werden ist eher die Regel, als die Ausnahme. Denn machen wir uns nichts vor, wer hätte vor 25 Jahren daran gedacht, was das Internet für Veränderungen mit sich bringt. Wer hätte erwartet, dass Smartphones unser komplettes Sozialverhalten auf den Kopf stellen? Wer kann einschätzen, was automatisierter Individualverkehr in der Zukunft bedeuten wird? Wer hat eine Ahnung davon, was für Erfindungen und Anwendungen in der näheren Zukunft realisierbar sind? 

In der Vergangenheit konnte jedes Unternehmen in einem angemessenen Tempo auf die relativ gemächlich ablaufenden Veränderungen reagieren. Persönliche Verbindungen und klare rechtliche Rahmenbedingungen schufen eine solide Grundlage für strategische Planung von großer Dauer. Dies funktioniert aber in einer globalisierten Welt immer schlechter. Hierarchische Strukturen zum Beispiel benötigen zu viel Zeit, um Veränderungen im gesamten Unternehmen zu etablieren. Deshalb gilt es einen Blick auf die Widerstandskräfte eines Unternehmens zu richten und wie diese etabliert werden können.

Was kann ein Unternehmen tun, um der Unsicherheit etwas entgegen zu setzen? 

Um besser mit Unsicherheit im Außen umgehen zu können, ist es hilfreich, Stabilität und Sicherheit im Inneren zu geben. Je klarer der Umgang untereinander ist, umso weniger anfällig sind Gruppen für unangenehme Reize aus der Umgebung. Das bedeutet aber, es braucht Klarheit, wofür das Unternehmen steht. Viele Unternehmen haben deshalb Leitbilder oder Unternehmensphilosophien. Das ist ein wunderbarer erster Schritt, aber wenn dort prägnante Aussagen integriert sind, die nicht gelebt werden, bringt das wenig. Die meisten Unternehmen verpflichten sich der Umwelt und dem sozialen Umgang miteinander. Aber was bedeutet das im Alltag? Wie spüren die Mitarbeiter, dass dieser gut gemeinte Anspruch gelebt werden? Solche Slogans müssen runter gebrochen werden in tatsächliche alltägliche Maßnahmen. Und auch da genügt es nicht, eine Antidsikriminierungsstelle einzurichten, oder eine Anlaufstelle für Mobbingopfer. Viele kleine Einzelmassnahmen, die aus dem Unternehmen selbst entwickelt werden, müssen dafür sorgen, dass das Leitbild in allen Bereichen und Abteilungen integriert wird. Das können flache Hierarchien sein, oder gemeinsame Runden, genauso wie Trainings zum Thema Kommunikation und Wertschätzung, oder oder

Gerade der Nutzen von Ritualen und ruhigen oder kontemplativen Zeiten kann da ein Zeichen setzen. Wenn alles sich ständig im Wandel befindet sind beständige Anker auf der Gegenseite hilfreich. Gemeinsame Frühstückspausen, in denen auch über private Aspekte geredet wird bilden einen solchen Anker. Genau das Gleiche gilt auch für die „aktive Pause“. Egal ob Yoga, Bürogymnastik, Achtsamkeitsübungen oder Nordic Walking. Mit Arbeitskollegen gemeinsam gestaltete Zeit zu verbringen, fördert die Stabilität von Beziehungen und damit das Gefühl von Sicherheit. Aber auch das Feiern von Erfolgen als Team ist eine unterstützende Möglichkeit. Genauso, wie Teammeetings die immer als ersten Punkt auf all das verweisen, was Positives passiert und erreicht wurde. 

Im Alltag sind es eher die regelmäßigen Kleinigkeiten, die bleibenden Eindruck hinterlassen. Einen ganz speziellen Teamtag als Event zu gestalten kann lange nicht so viel für das Grundgefühl erreichen, wie wiederkehrende Aktionen. Selbst so etwas wie der berühmte Kicker im Pausenraum, ein Wasserspender oder eine Auswahl von freien Softgetränken erzeugen größere Wirkung. Mitarbeiter sind deutlich empfänglicher für regelmäßige Zeichen von Wertschätzung als für Lob bei Weihnachtsfeiern.

Sinnhaftigkeit erlebt einen neuen Boom, aus gutem Grund

Der einem oder dem anderen kommt das vermutlich vor, wie ein Ansatz der Vergangenheit. Und damit liegen Sie auch nicht ganz falsch. Durch das Wegfallen der Struktur von Großfamilien, fehlt vielen Menschen der Sinn in ihrem Leben. Deshalb ist eine sinnstiftendende Tätigkeit oder eine Arbeit, die sich mit dem eigenen Wertegerüst in Übereinstimmung befindet immer bedeutsamer. Gerade die sogenannte Generation Y stellt den Sinn und auch Spaß wieder viel stärker in den Vordergrund. Das Erarbeiten von materiellem Wohlstand wird in einer wohlhabenden Gesellschaft ohne Existenzängste immer unwichtiger. Dadurch wird die Attraktivität eines Unternehmens nicht mehr primär durch die Höhe des Gehaltes oder Lohns bestimmt. 

Neben der Sinnhaftigkeit ist gerade auch der Aspekt Wertschätzung immer wichtiger. Menschen wollen die eigenen Stärken auch im Arbeitsfeld entwickeln. Emmy Werner, eine der ersten Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Resilenz im Sozialen Miteinander auseinander gesetzt hat, bemerkte einen ganz wesentlichen Umstand, der Resilienz fördert – das Vorhandensein einer Bezugsperson. Warum also nicht einem Mitarbeiter helfen, indem ihm eine Mentorin zur Seite gestellt wird. So können beide ihre Stärken ausbauen und gleichzeitige eine vertrauensvolle Basis aufbauen. Auch Wissen wird so direkt weitergegeben und muss nicht im letzten Berufsjahr in einer Hauruck-Aktion vermittelt werden. Also eine perfekte win-win Situation.

Das Thema Resilienz im Unternehmen hat viele Facetten und Schnittstellen mit dem persönlichen Erarbeiten von Stärken und Ressourcen. Deswegen ist es notwendig immer auf die spezifische Situation zu reagieren. Das Tolle dabei ist, das immer alle profitieren. Wenn der Weg nicht nur als Feigenblatt dient, sondern tatsächlich gelebt wird, erhöht ein Unternehmen seine Attraktivität als Arbeitsplatz. Und die Leistungsfähigkeit und Rentabilität wird gleichzeitig gesteigert.