Somatische Marker

Im letzten Blog habe ich über somatische Marker gesprochen. Das sind körperliche Reaktionen, welche als Antwort auf Reize von Aussen entstehen. Ursprünglich waren dies vor allem unangenehme Wahrnehmungen. Schließlich sollten sie uns ja auch vor Gefahren warnen. Aber selbstverständlich gibt es auch positive somatische Marker. Einer davon hat sich schon so verselbstständigt, dass wir alle wissen, welches Gefühl damit gemeint ist: „Schmetterlinge im Bauch haben“. Aber es gibt noch eine ganze Reihe davon und sie sind so individuell wie Du. Vielleicht sind sie verbunden mit einem wohligen Gefühl wie „Wärme im Bauch“ oder einem „hüpfendem Herz„. Es kann auch eine „Ruhe in der Brust“ sein, eine „rote Kugel mit pulsierendem Licht„, ein „prickelndes Gefühl in den Wangen„, oder eine „Katze bereit zum Sprung„.

Warum die Beschreibungen so vage sind

Wie Du die somatischen Marker wahrnimmst hängt natürlich ganz viel von Deiner Persönlichkeit ab. Es gibt Menschen, die sehr schnell in Bildern denken, andere spüren eher Formen, sehen Farben, oder hören Töne. Und da sich das Ganze in unserem Innern abspielt, können wir es nicht mit anderen vergleichen. Gespräche darüber können sich dem Phänomen nur annähern, aber wir können es nicht vor die Linse eines Fotoapparates bringen und anderen später zeigen. Es bleibt unser Gefühl, unser Erleben. Letztendlich ist es auch unbedeutend, ob andere unser Gefühl total nachvollziehen können, Hauptsache, wir verstehen uns selber.

Wie ich die Marker nutze

Wenn ich ein gutes Gefühl zu einer Sache habe, wäre ich ja ziemlich blöd, mir davon nicht mehr zu gönnen. Deshalb gilt es im nächsten Schritt mit Hilfe des Grosshirns zu analysieren, was dieses ursächlich ausgelöst hat. Und da stellen wir fest, dass es meist nicht die riesigen Dinge sind, welche positive Marker hervorrufen. Oft scheinen es alltägliche kleine Dinge zu sein, die uns positiv stimmen. Angefangen von dem Lächeln eines anderen Menschen, über das bewusste Spüren des Windes im Haar, hin zu einer leckeren Mahlzeit. Die Freude während eines intensiven Gespräches kann genauso angenehme Gefühle hervorrufen, wie das Geniessen der Ruhe über einem stillen See. Als kleinen Tip für diejenigen, die noch keine so grosse Erfahrung mit positiven Markern haben, kann ich nur empfehlen, eine Art Tagebuch zu schreiben, wo alles hinein kommt, was Dir Freude bereitet und dabei wahrzunehmen, welches Körpergefühl damit einhergeht.

Balance finden

Wir wissen alle, das wir nicht jede Sekunde unseres Lebens aktiv und selbstbestimmt gestalten. Deshalb gilt es eine gute Balance zu finden. Spüre ich deutlich unangenehme Gefühle, sollte ich diese nicht beiseite wischen, sondern anerkennen, dass diese ihren Grund haben. Ich verbinde (eventuell nur unbewusst) mit dem Ereignis unangenehme Erinnerungen. Diese sind Teil meiner Erfahrungen und jetzt ist die Aufgabe, einen Weg zu finden, wie ich das Ereignis so einordnen oder verändern kann, dass das unangenehme Gefühl schwächer wird. Dafür kann es hilfreich sein, sich bewusst zu machen, welche Erfahrung damit verbunden ist. Stammt diese aus meiner Vergangenheit und hat heute keine Relevanz? Bingo! Dann kann ich mich bedanken für den Hinweis, aber feststellen, heute bin ich ein anderer, deswegen ist das Gefühl nicht mehr angemessen.

Nichts ist so beständig, wie der Wandel

Das hört sich so schön einfach an und klingt auch immer toll. Aber machen wir uns nichts vor, Einstellungen und Verhalten zu ändern ist eine Sysiphos Arbeit. Deshalb braucht eine solche Veränderung auch immer mehrere Durchläufe, bevor sie gefestigt ist. Und nichts wäre kontraproduktiver, als die Erwartungen an mich selbst zu hoch zu schrauben und mich für ein „Versagen“ zu verurteilen.

Das Stärkende suchen

Das was positive Marker auslöst sollte ich, als Ausgleich für anstrengende Zeiten, öfter aufsuchen. Und wenn ich weiß, was diesen auslöst ist das deutlich einfacher, als wenn ich mir ständig über die belastenden Dinge einen Kopf mache, nicht aber über die stärkenden. Also nutze, die Kraft der Marker, nutze Deinen Gestaltungsspielraum, nutze das Wissen des Unbewussten. Und deswegen musst Du Dein Großhirn noch lange nicht abschaffen, aber es ist ein Teil, nicht das Ganze.