Im Moment sitze ich an einem Skript für ein Inhouse-Seminar mit dem Titel „Gelassenheit in der Kommunikation„. Wie üblich kommen ganz verschiedene Aspekte zu diesem Thema bei der Skriptkonzeption zusammen. Aber der wichtigste Punkt ist derjenige, der grundsätzlich mit dem Thema verknüpft ist. Wie erlange ich Gelassenheit?

Was ist Gelassenheit?

Was verbinde ich mit dem Wort ‚Gelassenheit‘ überhaupt: Zu erst einmal ist es eine Haltung, oder eine Einstellung? Ist sie erlernbar, oder angeboren? Wozu dient sie? Ist ‚Gelassenheit‘ erstrebenswert?

Wesentliche Fragen, die ich beantworten möchte: Mit ‚Gelassenheit‘ verbinde ich eher eine Haltung, als eine Einstellung, da es um etwas Prinzipielles geht. Meine Einstellungen zu anderen Menschen, Situationen und Dingen prägen meine Haltung, aber erst wenn sie verfestigt, quasi etabliert sind, würde ich von Haltung sprechen. Gelassenheit zeige ich dann gegenüber vielen Aspekten meines Lebens und nicht nur hin und wieder mal, in besonderen Situationen. Deshalb ist es in meinem Verständnis eine Haltung.

Wir sind alle mit einem genetischen Konvolut auf die Welt gekommen, aber wir lernen die ganze Zeit. Und durch unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen kann ich meine Einstellungen verändern. Im Laufe der Zeit ändert sich dadurch auch meine Haltung. Also kann ich auch Gelassenheit erlernen. Je nach Temperament und Umstände wird es mir leichter fallen oder schwerer, aber generell kann ich sie erlernen. Übungen aus dem Bereich der Achtsamkeit, Überlegungen philosophischer oder weltanschaulicher Natur können mir dabei helfen.

Warum überhaupt Gelassenheit?

Wir wollen ständig Recht haben, wollen die Stärkeren sein. Gespräche, wo ich dem anderen wirklich aufmerksam zuhöre, versuche, seinen oder ihren Gedanken zu folgen sind absolut selten. Im Regelfall wollen wir andere von unserer Meinung überzeugen, wollen ‚gut‘ dastehen. Das ist auch nichts Falsches, denn es wäre ja doof, wenn wir von unserer eigenen Meinung nicht überzeugt wären. Aber wir verschenken ein riesiges Potential. Unsere Meinungen sind ja entstanden auf Grund unserer Erfahrung. Ich kann also nur aus meiner Betrachtungsweise her eine Sache beurteilen. Andere haben dazu ergänzende Blickwinkel. Wenn ich es also schaffe, mich und meine Meinung nicht immer so wichtig zu nehmen, dann bekomme ich ein umfassenderes Bild. Und dabei hilft mir die Gelassenheit.

Warum es uns so wichtig ist, zu gewinnen, kann ich nur vermuten. Es könnte mit einem unsicheren Selbstbild zu tun haben, mit dem Gedanken, nur dann wertvoll zu sein, wenn wir anderen zeigen, dass wir ‚besser‘ sind. Ich möchte gerne als überlegen wahr genommen werden, weil ich dies für mein Ego brauche. Dies steht für mich im Gegensatz zu dem gelassenen Menschen. Gucke ich mir die Skulpturen des in sich selbst ruhenden Buddhas an, sehe ich einen Menschen, dem egal ist, was andere von ihm denken. Ein Mensch, der nicht dominieren muss.

Schaffe ich es, meine Meinung ein Stück weit zurück zu stellen, kann ich Neues erfahren. Gelassenheit kann mir dabei helfen, die neuen und die vorhandenen Informationen zu verknüpfen. Dadurch reife ich. Und damit nutze ich das Wissen von vielen Menschen, statt mich auf meines zu beschränken. Gelassenheit unterstützt mich dadurch, dass ich meinen „inneren Antreiber“ und „Glaubenssätzen“ nicht automatisch folge. Dadurch, dass ich meine Gefühle zur Kenntnis nehme und dann abwäge, statt ihnen impulsiv zu folgen. Und wenn ich das schaffe, dann kann ich entspannter leben und leben lassen.

Mal gucken, wie diese Ansicht sich im Verlauf der Skript-Erstellung und natürlich des Seminars selbst noch erweitert. Ich blicke voller erwartungsfreudiger Gelassenheit auf die Zukunft. Denn ganz ohne Erwartungen, Wünsche oder Ziele, würde mir bei aller Gelassenheit auch etwas fehlen.